First Class Life Tour 2019 Special Guest : Jeremiah Johnson.
21.03.2019 im Zentrum Altenberg, Oberhausen
Als Blues-Rock-Künstler muss man eine Art Seiltanz aufführen. Mike Zito ist darin ein wahrer Meister. Während seiner sich über zwei Jahrzehnte erstreckenden Karriere, hat der in Texas lebende Bandleader längst bewiesen, dass er abrocken kann – zum Beispiel auf seinem gefeierten Studioalbum „Make Blues Not War“ von 2016. Doch seine Faszination für den Blues holt ihn immer wieder ein. Mit seinem neuesten Werk „First Class Life“ vertieft er seine lebenslange Liebesaffäre mit dem einzigen Genre, das seinen wahren Geschichten über das menschliche Leid und die Erlösung davon den passenden Rahmen bietet. „Die Sounds auf „Make Blues Not War“ waren recht extrem und rockig“, reflektiert er. „Diesmal schwebte mir eine richtige Bluesplatte vor.“
Der Titel seiner neuesten Veröffentlichung auf Ruf Records, „First Class Life“, passt zu einem Künstler, der sich mit harten Zeiten auskennt. „Der Titelsong spiegelt sowohl meine Vergangenheit als auch meine Gegenwart wider“, erklärt der Songwriter, der zu Beginn seiner Karriere durch Suchtprobleme vom Kurs abgekommen ist. „Meine Story ist eine wahre Erfolgsgeschichte. Ich bin in ärmlichen Verhältnissen in St. Louis aufgewachsen. Heute darf ich meine Songs überall auf der Welt singen. In den Augen meiner Landsleute, die ihren Reichtum eher in materiellen Dingen suchen, bin ich kein reicher Mann. Aber ich sehe das anders. Ich habe eine wunderbare Familie, ich bin clean und kann von der Musik leben.“
Seit seinem Debüt „Blue Room“ von 1997 konnte der Mittvierziger schon einige musikalische Gipfel erklimmen, zum Beispiel mit dem autobiografischen Meisterwerk „Greyhound“ von 2011. Als Mitbegründer der ROYAL SOUTHERN BROTHERHOOD war er maßgeblich am Welterfolg dieser US-Supergroup beteiligt. Mit den exzellenten Soloalben der letzten Jahre – Gone To Texas (2013), Keep Coming Back (2015) und Make Blues Not War (2016) – konnte er immer größere Erfolge erzielen. Nach der Blues Caravan Tour Anfang 2018 kommt MIKE ZITO nun mit prominenter Unterstützung von JEREMIAH JONES wieder nach Oberhausen, um seine Vision des Blues-Rock live zu präsentieren.
Im vergangenen November, als Zito mit seiner Band im eigenen Studio mit der Arbeit am neuesten Longplayer begann, war es sein erklärtes Ziel, die Messlatte höher zu legen. „Ursprünglich hatten wir drei Tage für die Aufnahme eingeplant“, schaut er zurück. „Die Band war aber so gut drauf, dass wir am Ende des ersten Tages schon alles fertig hatten. Im eigenen Hinterhof eine solch erstklassige Scheibe aufzunehmen war für mich ein Riesenspaß.“
Zito hat sich noch nie scharfsinniger gezeigt, als in den aufrichtigen, teils sozialkritischen Songs auf diesem, seinem mittlerweile 14. Album. Dazu zählt das aufrührerische „Time For A Change“ genauso wie der hervorragende Slowblues „The World We Live In“. Den elektrifizierten Blues von „Dying Day“ nutzt er als Gelegenheit, seiner Frau die ewige Treue zu versprechen. „Old Black Graveyard“ – getragen von Gitarrenlicks, die Jimi Hendrix in Erinnerung rufen – mutet düster an. „Da geht es um einen verlassenen Friedhof für Schwarze in der Nähe meines Wohnorts in Beaumont, Texas“, erklärt Zito. „Sogar BLIND WILLIE JOHNSON liegt dort begraben. Der schlechte Zustand dieser Ruhestätte zeigt einen mangelnden Respekt ärmeren Menschen gegenüber und ist ein Beweis von Rassismus in den USA. In meinem Song spuken die dort begrabenen Menschen nachts als Gespenster herum.“
Doch es gibt auch heitere Momente wie die Songperle „Mama Don't Like No Wah Wah“, die in Zusammenarbeit mit Bernard Allison entstand. „Bernard hat mir aus seiner Zeit als Gitarrist bei Koko Taylor erzählt“, lacht Zito. „Koko mochte den natürlichen Klang der E-Gitarre und hat keine Effekte geduldet. Sie wusste aber nicht, wie die unterschiedliche Effektgeräte hießen und hat sie deshalb alle nur „Wah Wah“ genannt. Nach einigen Monaten in der Band hat es Bernard einmal gewagt, mit Effekten zu spielen und bekam von Koko genau diese Ermahnung: ‚Mama don't like no wah wah‘. Als er die Story erzählt hat, dachte ich: Wir machen einen Song daraus!“
Mit der Bergauf-Kurve seiner fortschreitenden Karriere schreibt Mike Zito eine mindestens genauso spannende Geschichte. Auf „First Class Life“ geht es für ihn nicht nur um die bisherigen Rückschläge und Triumphe. Das neue Album zeigt auch nach vorne, wo weitere, noch höhere Gipfel liegen. „Dieses Album ist der nächste Schritt dahin“, ist er sich sicher. „Die Welt soll wissen, dass ich diese Musik überzeugend und stilvoll spielen kann.“
Mike Zito + Jeremiah Johnson | Tour 2019
Karten gibt es an der Abendkasse oder mit einem Klick auf folgenden Link:
(Stefan Haarmann - Stellv. Chefredakteur)